Rekorddürre in Mitteleuropa

Mitteleuropa erlebt von 2014 bis heute die längste und schwerste Dürre seit 2.100 Jahren. Das hat die Untersuchung der Wachstumsringe von Bäumen und Baumfossilien ergeben. Vermutlich trägt der „Polarfront-Jetstream“ dazu bei. Er ist schwächer geworden und hat sich verlagert, so dass regenarme Hochdruckgebiete lange über Mitteleuropa stehen bleiben.

Der „Polarfront-Jetstream“ ist ein wellenförmiges Sturmband etwa zwischen dem 40 und 70 Breitengrad in ca. 10 km Höhe, in dem Winde sich mit 250-550 km/h um die gesamte Nordhalbkugel bewegen. Oft ist er zerrissen, so dass mehrere, tausende Kilometer lange Sturmbandfetzen über die Nordhalbkugel ziehen. Wetteronline zeigt den aktuellen Polarjet über Europa. Die EarthWindMap zeigt ihn sogar animiert. Außerdem gibt es den „Subtropen-Jetstream“.

Jetstreams entstehen aufgrund von hohen Temperaturunterschieden an den Polen und am Äquator. Darum hat die Südhalbkugel auch zwei solche Jetstreams. Diese großen Jetstreams sind Kipp-Elemente im irdischen Klimasystem, d.h. sie haben einen bedeutenden Einfluss im Weltklimasystem, und wenn sie sich verändern, hat das Auswirkungen auf ganze Weltregionen und kann benachbarte Kipp-Elemente beeinflussen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Arktis stärker erwärmt als der Äquator. Darum ist der Polarfront-Jetstream langsamer geworden. Manchmal kommt er zum Erliegen, so dass wir immer häufiger wochenlang das gleiche Wetter haben. Seine Strömungen bilden auch besonders extreme Schleifen, die von der Arktis bis zu den Tropen reichen, nicht nur vom 40 bis 70 Breitengrad (Mallorca bis Nordkap). Dadurch kann er besonders warme und besonders kalte Luft nach Europa bringen. Seit dem Beginn des Industriezeitalters haben diese besonders extremen Strömungsverläufe um fast 70 Prozent zugenommen, hauptsächlich in den letzten 40 Jahren.

Im Kleinen haben wir folglich schon öfter erlebt, was passiert, wenn dem Jetstream die Puste ausgeht. Das aktuelle Wetter steht hier für Wochen. Da der Jetstream besonders bei regenarmen Hochdruckgebieten versagt, können wir eine dürre Zukunft erwarten. Anfangs gut für lange Grillabende am See. Irgendwann gibt es aber keinen See mehr.

Wir sollten schleunigst unsere monokulturellen Baumplantagen zu Laubmischwäldern umwandeln, die Waldbrandbekämpfung verbessern, ein nachhaltiges Wassermanagement einführen und Schienentrassen für die voraussehbar beeinträchtige Binnenschifffahrt planen. Zum Glück werden unsere AKWs dann stillgelegt sein. Frankreich kann seine Brennelemente ja aus Wasserflaschen von Nestlé kühlen. Oder wir versuchen es mit künstlicher Wetterkontrolle und Geoengineering.

Ein kleiner Bruder der Jetstreams ist der „Tropical Easterly Jet“, der zwischen dem Tibetischen Hochland und der Ostküste Afrikas den Sommermonsun antreibt, und damit z.B. die regelmäßigen Nil-Überschwemmungen verursacht, die schon die ägyptische und römische Hochkultur mit einem Überfluss an Nahrung versorgt hatten. Indien lebt ohnehin davon. Es ist verärgert über Chinas Pläne für eine künstliche Wetterkontrolle, die den Niederschlag in Indien verringern könnte. Von einer Sorge um den Tropical Easterly Jet ist dort noch nichts zu lesen. Ob das noch kommt?